OBSERVATORIUM AUF DEM

UHRTURM DER TU DARMSTADT

GESCHICHTE


Der Uhrturm der Technischen Universität Darmstadt – 1904 erbaut nach einem Entwurf von Friedrich Pützer – wurde in der Darmstädter Brandnacht 1944 zerstört. Die Überreste wurden in den 50er-Jahren rückgebaut, der Turm erhielt eine Notbedachung.


2021 wurde das Architekturbüro Sichau & Walter im Rahmen einer geplanten Revitalisierung beauftragt, einen neuen Abschluss für den Turm zu entwerfen. Als Ergebnis sollte eine Ganzglas- konstruktion aus vier großformatigen und rahmenlosen Verglasungen das schlichte Erscheinungsbild des Gebäude- komplexes und die architektonische Entwicklung der Nachkriegszeit fortsetzen. Die Konstruktion sollte ein hohes Maß an Transluzenz aufweisen, um nachts beleuchtet zu werden. Eine nach oben hin offene Bauweise sollte ermöglichen, dass die neue Turmhaube als Observatorium genutzt werden kann.


GLASAUFBAU


Die realisierte Ganzglaskonstruktion besteht aus insgesamt vier großformatigen Glasscheiben mit Maßen von 5,4 x 3,0 Metern, die als rahmenlose Verglasung aus Verbundsicherheitsglas mit außenseitig angeordneter Kunstglasschicht besteht. Der tragende Teil der Verglasung besteht aus Verbundsicherheitsglas aus 3 x 12 mm heißgelagertem Einscheibensicherheitsglas (ESG-H).



Auf die Tragschicht wurde eine künstlerisch gestaltete Dekorscheibe mit evguard® auflaminiert. Bei dieser speziellen Glasschicht handelt es sich um grau durchgefärbte Floatglasscheiben aus Weißglas mit einer Nenndicke von 12 mm, die durch einen speziellen thermischen Prozess bei über 750 °C – deutlich oberhalb der Glasübergangstemperatur von Kalknatron-Silikatglas – auf einer strukturierten Gipsbettunterlage geschmolzen und zur Vermeidung von Eigenspannungen kontrolliert abgekühlt wurden. Die Kunstglasscheiben wurden anschließend in einem separaten Prozess thermisch auf das Niveau von Einscheibensicherheitsglas vorgespannt. Die unregelmäßig strukturierte Gipsbettunterlage verleiht der außenliegenden Glasoberfläche durch verschieden große, unregelmäßige Erhebungen und Vertiefungen eine lebendige Textur.


Obwohl die zum Verbundsicherheitsglas orientierte Glasoberfläche nicht strukturiert ist, weist diese durch den thermischen Bearbeitungsprozess nicht mehr die Planitätseigenschaften des Basisglases auf. Zur Kompensation dieser lokalen Verwerfungen, welche durchaus Größenordnungen von bis zu 7 mm aufgewiesen haben, wurde der Verbund zwischen Tragschicht und Kunstglasscheibe mit einer Zwischenschichtdicke von 9,60 mm evguard® ausgeführt.


IMPRESSIONEN

Bilder (© Dr.-Ing. Sebastian Schula, Darmstadt)